Gelingt garantiert! Dieses Versprechen prangte groß auf einer Backzeitschrift mit Weihnachtsrezepten. Die Zeitschrift lachte mich an, als ich eine gefühlte Ewigkeit an der Kasse im Supermarkt stand. Also zog ich sie aus dem Ständer, blätterte drin herum und dachte darüber nach, ob ich sie gebrauchen könnte. Plätzchen backen wollte ich ja sowieso. Und wenn die Plätzchen garantiert gelingen. Na dann... Das ist doch was. Also landete die Zeitschrift im Einkaufswagen und begleitete mich nach Hause. Wenige Wochen später ging ich ans Werk. Basler Leckerli sollten es sein. Gelingt garantiert. Ganz einfach. Guter Dinge stellte ich alle Zutaten bereit und machte mich ans Werk. Schon bei Schritt zwei kam ich ins Stolpern. Wann genau war der Honig so weit abgekühlt, dass ich den Rest der Zutaten hinzufügen konnte? Und wie rührt man Mandeln unter einen Teig, der so klebrig ist, dass man ihn kaum bewegen kann? Wie rollt man ihn aus, ohne die ganze Küche ins Chaos zu stürzen? Nachdem ich mir diese Fragen mehr schlecht als recht beantwortet hatte, landete der ausgerollte Teigfladen endlich auf dem Backblech. Ausgefüllt hat er es entgegen dem vollmundigen Versprechen aus der Zeitung aber nicht.
Gelingt garantiert! Spätestens als der Läuterzucker an die Reihe kam und die angegebene Menge nicht einmal die Hälfte meiner Basler Leckerli bedeckte, war mir klar, dass dieses Versprechen sich für mich nicht erfüllen würde. Also landete die Backzeitschrift schnurstracks in der hintersten Ecke meines Küchenregals. Und verstaubte dort – bis zum nächsten Advent. Ach, dachte ich dann. Vielleicht gelingt mir ja doch etwas. Ich probierte zunächst vorsichtig die Vanillekipferl. Ein voller Erfolg. Dann kamen die Linzer Plätzchen. Sicher gelungen. Die Orangenkringel und das Schwarz-Weiß-Gebäck – geht so. Dafür die Zimtsterne – prima.
Gelingt garantiert! Dieses Versprechen hat sich für mich nicht in jeder Hinsicht erfüllt. In mancherlei Hinsicht aber schon. Gut, dass ich die Zeitschrift nicht gleich entsorgt, sondern die Rezepte behalten habe. Sie noch einmal gelesen, ausprobiert und geprüft habe. Denn nur so konnte ich das Gute erkennen und behalten. Nur so konnte ich sehen, woran sich festzuhalten lohnt. Was für mich passt. Und was nicht.
Prüft alles und behaltet das Gute! (1 Thessalonischer 5,21) So empfiehlt es uns der Apostel Paulus in der Jahreslosung 2025. Er hat dabei sicher nicht an das Gelingen oder Misslingen von Weihnachtskeksen gedacht. Doch ganz grundsätzlich ist unser Vergleich seinem Anliegen nicht fremd. Guckt genau hin, fordert Paulus die Gemeinde in Thessaloniki auf. Lasst Euch nicht von falschen Versprechungen täuschen. Nehmt nicht einfach alles ungefragt hin. Lasst Euch aber auch nicht einfach unterkriegen. Sondern seid achtsam! Seht genau hin und behaltet das Gute.
Prüft alles und behaltet das Gute! Worin das Gute besteht, an dem wir festhalten sollen, deutet Paulus uns auch an. Das Gute ist alles, was dem Leben dient. Alles, was nützlich für unsere Gemeinschaft ist. Womit wir uns selbst und anderen eine Freude machen. Das können kleine Gesten und Momente sein. Ein Lächeln. Ein freundliches Wort. Gemeinsam lachen. Miteinander schweigen. Aufeinander zugehen. Andere ernst nehmen. Ihnen zuhören. Sie wahrnehmen. Ihnen Aufmerksamkeit schenken. Oder eine kleine Freude bereiten. Mit einer Tüte Weihnachtskekse zum Beispiel.
Prüft alles und behaltet das Gute! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr!
Ihre Pastorin
Franziska Ede
Ihre Pastorin
Franziska Ede